Lutz Krajenski spricht über „Männersachen“
Der Hamburger Jazzsänger Roger Cicero hat gleich mit seinem ersten Soloalbum den Sprung in die oberen Regionen der Charts geschafft. Am 23.11. ist der Crooner mit seiner Big Band live im Theater am Aegi zu erleben. Und für den 11.3.2007 ist bereits ein Zusatzkonzert in der AWD-Hall gebucht.
„Männersachen“ heißt das Album. Es bietet leichtfüßigen Swing mit lässigen deutschen Texten, bei denen immer ein Augenzwinkern zu erkennen ist und die allesamt aus der Feder von Frank Ramond (der schrieb auch die Texte für Annett Louisan) stammen.
Das eigentlich Besondere aus hannoverscher Sicht sind allerdings die Musiker, die Roger Cicero um sich geschart hat und die so zu wohl eher unerwarteten Chart-Ehren gekommen sind. Denn mit Hervé Jeanne (Kontrabass), Matthias Meusel (Schlagzeug), Ulli Orth (Sopransaxophon, Klarinette, Flöten), Stephan Abel (Tenorsaxophon) und Lutz Krajenski (Piano), Thomas Zander (Barionsaxophon) u.a. tummelt sich dort die Creme de la Creme der hiesigen Jazzszene.
Lutz Krajenski gar schrieb die Arrangements für einen Großteil der Titel und steuerte sogar die Musik zu dem wunderbaren „Wenn sie dich fragt“ bei. JazzScene sprach mit dem Musiker über das Projekt, den unerwarteten Erfolg und die anstehende Tour.
War es das erste Mal, dass Du in den Charts vertreten warst?
Beteiligt war ich schon öfter an Alben, die in den Charts gelandet sind. Aber dass man wie jetzt sagen kann, das ist zum Teil auch mein eigenes Baby, ist natürlich jetzt das erste Mal.
Ist das ein besonderes Gefühl?
Ja. Das Album stand ja eine Woche sogar auf dem dritten Platz, sonst wochenlang hartnäckig zwischen Platz 10 und 15. Und wir waren auch in den Download-Portalen immer vorne.
War das ein erwarteter Erfolg für Euch?
Nein, das es so abgeht, nicht. Es war aber klar, dass im Vergleich zu anderen Sachen, die man bisher so gemacht hat, diesmal viel mehr Manpower und auch viel mehr Geld dahinter saß. Es passte zum richtigen Moment einfach alles zusammen: Ein Künstler mit seiner Band, einem neuen Management, einem guten Song- und Textschreiber und einer Plattenfirma, die Lust auf das Projekt hatte und es mit entsprechend viel Werbung vorangetrieben hat. Ohne das wäre es nicht gegangen. Ein bisschen ist der Erfolg mit solchen Voraussetzungen natürlich schon programmiert. Aber dass das so einschlägt, hätte ich nicht gedacht.
Ungewöhnlich für ein Jazzalbum, oder?
Es ist erstaunlich, dass das Album bei so vielen Leuten, die mit Jazz vorher gar nichts am Hut hatten, so gut ankommt. Wenn man sich das Gästebuch auf Rogers Seite durchliest, das ist einfach ein Wahnsinn. Da bedanken sich zum Beispiel Teenies, die bislang nie Jazz gehört haben, dass man ihnen diese Musik nahe gebracht hat. Das ist ein doppelt schönes Gefühl. Nicht nur, dass wir Erfolg damit haben, sondern man kann auch echt sagen, dass wir die Jazzmusik nach vorne gebracht haben. Dass wir Swing und Big Band-Sound einem viel breiteren Publikum zugänglich gemacht haben.
Wie kam das Projekt zustande?
Eigentlich heißt die Band ja Salonorchester Linden Mitte, die ich 2001 als Projekt für die damalige JazzWoche gegründet habe. Ich habe damals alles auf eine Karte gesetzt und wirklich nur „meine Liebsten“ gefragt. Wenn davon drei oder vier abgesagt hätten, wäre die Sache nicht zustande gekommen. Ich wollte wirklich nur mit diesen Leuten arbeiten, und da gehörte Roger von Anfang an auch dazu. Seitdem haben wir zwei- dreimal gespielt, u.a. in der Marlene und im GOP.
Als Roger dann letztes Jahr ein neues Management bekommen hat, ist die Sache dann ins Rollen gekommen. Da wurde die Idee geboren, Jazz mit deutschen Texten zu machen – und das eben richtig mit einer Big Band. Erst sollte es eine zusammengekaufte Big Band mit Hamburger Leuten geben. Doch dann war relativ schnell klar, dass wir es mit unserer eingespielten Band machen. Wir haben dann einige Demos aufgenommen, weil es noch keine Plattenfirma gab. Und als die dann mit Starwatch gefunden war, ging es Schlag auf Schlag.
Wie schwer ist es, bei einem solchen vergleichweise großen Projekt, seine Vorstellungen als Musiker durchzusetzen?
Die Songschreiber und Texter hatten schon bestimmte Vorstellungen, haben mir schon freie Hand gelassen haben. Das ist das schöne, dass ich sagen kann, das sind meine Arrangements, die sind aus mir so rausgekommen. Es war zwar gewissermaßen eine Auftragsproduktion, aber ich konnte mich da komplett verwirklichen. Und das Tolle an den Album ist, dass es nicht bei dem Pop-Publikum funktioniert, das das Album kauft, sondern auch bei den Jazzleuten. Ich habe da viel Zuspruch von Kollegen bekommen. Das hätte ja auch anders laufen können nach dem Motto: „Ihr habt da eure Seele verkauft und macht da so einen Scheiß“.
Im November geht es auf Tour…
Es gibt zwei Tourblöcke im November und im Januar mit fast 20 Gigs in Deutschland. Und seit kurzem steht auch fest, dass die Tour im Februar/März fortgesetzt wird, dann auch in Österreich und der Schweiz.
Ihr spielt die Songs des Albums und darüberhinaus…?
Es wird ein wirklich schönes Liveprogramm – zweimal eine Dreiviertelstunde mit Pause – geben. Wir spielen das ganze Album, allerdings habe ich an den Stücken nochmal etwas rumgefeilt und sie aufgepeppt: andere Arrangements, längere Soli… Und wir haben zwei Cover im Programm: „König von Deutschland“ von Rio Reiser und „Tausendmal berührt“ von Klaus Lage..
Interview: Karsten Wende