In der Nacht vom 3. auf 4. Juni 2004 ist „Mister Jazz“ und Stadtimagepfleger Mike Gehrke im Alter von 60 Jahren an Herzversagen verstorben. Die Nachricht vom Tode Mikes hat (nicht nur) uns Hannoveraner tief getroffen. Mike hat der Stadt mit seinen Ideen ein großes Stück Unbeschwertheit und Weltoffenheit gegeben – ohne ihn wohl kein Flohmarkt, kein Altstadtfest, keine Nanas, kein Swinging Hannover, kein Jazz Club…
5.000 Menschen gaben Stadtimagepfleger und Jazz-Club-Chef letztes Geleit
Am 14.6.2004 hat Hannover Abschied genommen von Mike Gehrke. Nach einem bewegenden Gottesdienst, den 2.000 Menschen in und vor der Marktkirche erlebten, zog eine „Funeral Parade“ von der Marktkirche zur abschließenden Jam Session am Maschteich hinter dem Neuen Rathaus
Zunächst war die Marktkirche beim Trauergottesdienst übervoll, dann brachte eine Funeral Parade (auf Wunsch des Verstorbenen) 5000 Menschen auf der Straße zusammen, schließlich gab es eine bewegte und bewegende Jam Session auf der Gartenseite des hannoverschen Neuen Rathauses, fast als würde „Swinging Hannover“ in diesem Jahr wiederholt.
An diesem sonnigen Montag nahm Hannover Abschied von Mike Gehrke, mit dessen Namen viele bunte und sympathische Dinge in dieser Stadt verbunden sind: Der Flohmarkt, die Nanas, das Altstadtfest, der Rote Faden und nicht zuletzt die unzähligen Konzerte und Festivalereignisse des hannoverschen Jazz-Clubs, dessen Vorsitzender Gehrke 36 Jahre lang gewesen war.
In der von vielen Musikbeiträgen umrahmten Zeremonie in der Marktkirche würdigte Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg die Verdienste eines „ganz besonderen städtischen Mitarbeiters“, dessen Verlust eine „unfassbar große Lücke“ reißt. Superintendent Wolfgang Puschmann sprach vom Dialog zwischen allen Bevölkerungsschichten, den Gehrke mit seiner Arbeit initiierte, einem der Jazzmusik gleichen „Call and Response“, der VIPs und VUPs („very unimportant persons“) zueinander führte.
Sänger Ron Ringwood bekannte in einem sehr persönlichen Statement: „We celebrate your work, we celebrate your love“. Mit Blues, Soul und Gospel, sehr gefühlsbewegt und teilweise unterstützt von der Band „Jazz Club All Stars“, sangen die Vokalartistinnen Big Mama, Jan Harrington und Elaine Thomas Mike Gehrke jeweils eine letzte Weise und dokumentierten, dass der Musikmanager niemals Grenzen zwischen schwarzer und weißer Musik gezogen hatte. Zum Abschluss intonierte die Hannover Big Band unter der Leitung von Lothar Krist den hochdynamischen Titel „Praise God and Dance“ von Duke Ellington, eines der großen Jazzmusiker, die Mike Gehrke nach Hannover geholt hatte.
Doch auch Fröhlichkeit keimte auf im Kirchenschiff, ganz so, wie es sich der Verstorbene in seinem Testament gewünscht hatte. Der von Claus Cordemann angeleitete „Saxophone Circus“ spielte ein fetziges „Oh When The Saints Go Marching In“ mit traurigem Moll-Intermezzo und verwies bereits auf das, was nach der Verladung des Sarges in die Bestattungs-Limousine noch in der Innenstadt passieren sollte: Eine fröhliche Funeral Parade von der Marktkirche bis zum Neuen Rathaus, vorbei an den Stätten des Gehrkeschen Wirkens: Ballhofplatz, Flohmarktgelände, die bunten Nanas von Niki de Saint Phalle.
60 Musiker mit Blasinstrumenten vom Kornett bis zur Tuba, mit Banjos, Akkordeons und Schlagzeugen vorm Bauch machten mit dem munteren Marsch Mut für eine optimistische Zukunft des Jazz in Hannover. Und auf der Rathaus-Rückseite, als wäre es „Swinging Hannover II“, wurde fleißig und animiert gejammt, Tausende von Gästen jubelten. Fröhlichkeit und mitreißender Swing nach Traueranzeige, Gedächtniskerze und Kondolenzbuch. Die Stadt und die Angehörigen des an Herzversagen mit 60 Jahren viel zu früh Verstorbenen stifteten belegte Brote, Freibier, Wasser und Kaffee. So wurde auch dieser Trauertag zu einem Fest für Alle, so wie es Mike Gehrke Zeit seines Lebens immer wichtig gewesen war.
Nicht alle Trauergäste fanden in der Marktkirche Platz
Stephan Abel (Tenorsaxophon) und Elaine Thomas (Gesang)
musizierten in der Marktkirche am Sarg des verstorbenen
Mike Gehrke.
OB Herbert Schmalstieg ging dem Trauerzug voran
Entlang des von Mike Gehrke „gelegten“ Roten Fadens…
… zogen die Musiker der Funeral Parade…
…u.a. (von links) Ulli Orth, Bernd Hübner, Claus Cordemann,
Andy Mokrus und Günter Peschke.
Lothar Krist im Gespräch mit Jan Harrington
„Hausband“ des Jazz Club: Happy Jazz & Co
Die große Jam Session auf der Gartenterrasse des Neuen
Rathauses erfreute sich lebhafter Beteiligung – von Musikern
wie von Zuhörern. Alle wollten von Mike Gehrke Abschied
nehmen.