Workshop • Interview • Konzert
Am 13. und 14.11.2002 war Jazz-Legende Wayne Henderson zu Gast in Hannover. Während eines zweitägigen Workshops an der Hochschule für Musik und Theater gab der Posaunist rund 30 Studierenden Einblicke nicht nur in die weite Welt des Jazz. Krönender Abschluss für viele Workshop-TeilnehmerInnen: Support für das Jazz Crusaders-Konzert am Abend des 14.11. unter Mithilfe Wayne Hendersons.
Zwischen Workshop und Konzert hatte Jazz over Hannover-Mitarbeiter Tiga Schwope ausgiebig Gelegenheit, Mister Henderson im Interview u.a. manch amüsante Anekdote zu entlocken.
Workshop
Über 30 “Hannover Students” groovten mit den Jazz Crusaders
“Das war unsere diesjährige Weihnachtsfeier”, urteilten die Jazz/Rock/Pop-Studenten der Hochschule für Musik und Theater Hannover nach dem höchst inspirierenden und erfolgreich verlaufenen Zwei-Tage-Workshop mit Wayne Henderson und seinen Jazz Crusaders. Nicht nur Hochschulangehörige aus Jazz- und Klassik-Abteilungen, auch mehr als 20 externe Teilnehmer nahmen sich das Thema “Move and Groove with the Jazz Crusaders!” zu Herzen, sodass beim Abschlusskonzert im “Gig – Neue Welt” am Lindener Marktplatz die beiden Opener-Stücke mehr als 40 Leute auf der Bühne sahen.
Wayne Henderson und seine “Kreuzfahrer” hatten das soulige “Mercy, Mercy, Mercy” von Joe Zawinul und den Bebop-Blues “Now’s The Time” von Charlie Parker als Werkstücke für die Workshopper vorgesehen, feilten in aufgeteilten Gruppen an Phrasierung und Artikulation, Textverteilung und Scatgesang sowie an Timing und rhythmusfester Grundlage. Bei der Zusammenfassung ging es ums Head Arrangement für Alle, kollektive Background-Einwürfe und ein dialogreiches Call and Response.
Einzigartig und viel bejubelt wurden beim “Gig”-Gig also die von mehr als einem halben Dutzend Posaunisten gespielten Unisono-Themen, die knackigen Einwürfe der diversen Funk-Gitarristen, die bluesigen Linien der zehn Leute starken Vocalsection sowie die einfallsreichen und originellen Soli. Sängerin Hanna Jursch erhielt noch eine Extra-Zugabe für ein boppiges Scat-Solo zugesprochen, da Dirigent Wayne Henderson sie beim regulären Durchgang von “Now’s The Time” bewusst-unbewusst “übersehen” hatte. Bei der Abschlussperformance, dem “Support Act” vor dem Konzert der “Jazz Crusaders” selber, assistierten Hendersons KollegInnen Ms. Jean Carne (Gesang), Jean Toussaint (Saxophon), Christian Vaughan (Keyboards) und David Hughes (E-Bass) dermaßen reizend-bescheiden und sympathisch-hingebungsvoll, dass sie die Anmutung eines engagierten Schüler-Lehrer-Vorspiels an einer Musikschule erhielt.
Tags zuvor hatten die “Jazz Crusaders” die Workshopteilnehmer schon nach den ersten Takten ihrer anfangs dargebotenen musikalischen Visitenkarte in ihren Bann gezogen. Das randvoll besetzte Tonstudio im Hochschulkeller schien vor lauter positiven Groove-Aufwinden ins Dachgeschoss aufzuschweben. Bandleader Wayne Henderson, der ja schon vor fünfzig Jahren als zwölfjähriger Knabe an einer texanischen High School die “Jazz Crusaders” gemeinsam mit Wilton Felder, Nesbert “Stix” Hooper und Joe Sample aus der Taufe hob, gab von Beginn an ein Lehrstück als (pädagogisch-positiv) animierender Moderator und als aufmerksamkeitserregender Entertainer. Kein Zweiter kann so authentisch “O Yeah”, “Come On”, “A-Ha(ng)” und “Alright” brummen und hauchen wie er.
Erste Erläuterungen galten dem typischen Melodie-“Sound” unter Einsatz zweier Tenorinstrumente (Saxophon und Posaune) im Unisono oder Oktav-Unisono, dem Wechsel zwischen verschiedensten rhythmischen Patterns, der Architektur der “Jazz Crusaders”-Stücke, der Beherrschung aller erlernten Titel in allen (nur) zwölf Tonarten sowie dem Hinweis auf gewissenhaftestes, genauestes Üben und Einstudieren. Vor Beginn ihrer Tour haben die diesmal mit Topmusikern aus Los Angeles und London besetzten “Jazz Crusaders” dreieinhalb Tage lang auf der Insel geprobt, damit Alles so knackig ‘rüberkommt wie es die Band auszeichnet.
Ferner demonstrierten sie, wie Re-Arrangements bekannte Stücke in ein neues, aufregendes musikalisches Gewand kleiden können (Beispiel “Put It Where You Want It” von Joe Sample) und wie der Einsatz handwerklicher Mittel aus verschiedenen Genres wie Oper, Musical und Blues einem Titel wie “Summertime” eine große Lebendigkeit und Vielgestaltigkeit geben kann. Bassist David Hughes, Gitarrist Tony Remy und Schlagzeuger Tony Mason (der auch Einblicke in die Tänze und Töne seiner karibischen Heimat bot) konnten nicht stark genug unterstreichen, wie wichtig ihnen folgende Tugenden sind: “Strong down beat, strengthen the rhythm, give a good feel and sound.”
Der gemeinsame Rhythmus zwischen Lehrern und Teilnehmern war in Hannover jedenfalls fantastisch. Weit über die Workshopzeiten hinaus wurde kommuniziert, beim gemeinsamen “Delicious Thai Food” und in der Bar des Maritim Grand Hotels. Und ein umwerfender Beweis dafür, dass Wayne Hendersons Botschaft “Keep on, keep that same old feeling” wirkungsvoll in Hannover angekommen war, war die Tatsache, dass zwei Tage später beim “Jazz Crusaders”-Konzert im Jazz-Club Minden eine dreiköpfige Vocalsection aus dem Hannover-Workshop spontan einstieg und mitmachte: Simon Dye, Melanie Kerk und Judith Severloh. Nochmal dickes Lob für die “Hannover Students” von den Groove-Profis aus London und Los Angeles.
Johannes Klose
Interview
Zwar noch etwas müde, aber dennoch sehr konzentriert und zuweilen recht vergnügt präsentierte sich Wayne Henderson am Morgen des 14.11. im Gespräch mit Tiga Schwope. Der Experte (nicht nur) in Sachen Jazz überraschte den Mitgründer der Jazz Crusaders mit viel Detailwissen und nicht zuletzt auch mit dem ein oder anderen Vinyl aus der schier endlosen Reihe Henderson’schen Schaffens.
Jazz over Hannover (JOH): Guten Morgen, Mister Henderson! Wir würden gerne einen Blindtest nach dem Vorbild des Downbeat-Magazines mit Ihnen machen.
Wayne Henderson (WH): Och, hmmm, eigentlich nicht so gerne. Ich bin noch ganz müde, habe ein wenig Kopfschmerzen. Gleich geht es zum Workshop, heute abend ist das Konzert. Das geht bis weit nach Mitternacht Also, ich würde lieber ein ganz normales Interview machen…
JOH: Okay. Scheint ja recht anstrengend zu sein, das Leben als Jazzmusiker?
WH: Nun, wir touren gerade durch Europa. Jeden Tag eine neue Stadt, neue Eindrücke, neue Menschen. Aber es ist okay, es gibt diese großen Nachtbusse, da findet sich immer Zeit für ein wenig Schlaf.
JOH: Wie ist denn die Reaktion des europäischen Publikums auf die Jazz Crusaders?
WH: Klasse. Die Leute sind super informiert, die können sich an Platten von mir erinnern, die ich gar nicht mehr kenne. Und sie wollen natürlich alle „Street Life“ und „Keep That Same Old Feeling“ hören. Es sind erstaunlich viele junge Menschen darunter, die jetzt erst unsere Musik entdecken. Das hat wohl auch viel mit der HipHop-Generation zu tun, die unsere Musik sampeln und daraus etwas Neues machen. Das hält natürlich auch meine Musik frisch und bringt sie einer jüngeren Generation näher.
JOH: Und für jedes Sample gibt es auch noch ein wenig Tantiemen?
WH: (lacht) Ja! Ein wenig extra Kohle. Ich finde es sehr erfrischend, mit jungen Leuten zu arbeiten. Ich habe selbst einen eigenen Rap in der Show mit der Botschaft „It’s Jazz, but you can dance to it“.
JOH: Arbeiten Sie gerne mit jüngeren Musikern zusammen wie etwa Tony Remy bei den aktuellen Jazz Crusaders?
WH: Ja, ich mag neue Ideen, die junge Musiker mit einbringen. Das bringt einen dazu, nie stehen zu bleiben und sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Das ist wie damals, als ich zu Zeiten meiner Produzententätigkeit einen Stamm von Musikern um mich hatte, die sowohl als Studio- als auch als Solo-Musiker erfolgreich waren. Leute wie Bobby Lyle oder Ronnie Laws. Auch gestern war da wieder ein junger Student beim Workshop, ein Saxofonist, der ähnlich wie Ronnie spielte, und sehr inspirierend wirkte.
JOH: Leiten sie oft Workshops wie diesen in Hannover an der Musikhochschule?
WH: Leider nicht so oft, wie ich gerne würde. Es ist auf jeden Fall sehr erstrebenswert, in Schulen und Universitäten Jazz zu lehren. Ich denke aber mal, das dies nicht wirklich gewollt, jedenfalls nicht in den USA. Und das liegt nicht am Geld.
JOH: Erstaunlich, wo doch Jazz neben dem Westernfilm die einzige eigenständige Kulturform ist, die Amerika hervorgebracht hat…
WH: Das ist vollkommen richtig. Aber diese Kunstform wird stiefmütterlich behandelt. Dabei sind die Kids heiß darauf, Jazz zu spielen.
JOH: Apropos Jazz. Wie war das damals Anfang der 70er-Jahre mit der Umbenennung der Jazz Crusaders in Crusaders? Geschah dies aus kommerziellen Erwägungen?
WH: Nun, wir waren schon als Jazz Crusaders sehr erfolgreich. Aber das Wort Jazz verwirrte viele Leute. Bei Jazz dachten sie immer an unheimlich anstrengende Musik, bei der jemand stundenlang durch die Tonarten pustet – ohne Anfang und ohne Ende. Das waren wir nicht und wollten wir auch nicht. Unsere Musik baute auf dem Jazz und der Improvisation auf. Aber wir hatten auch einfache Melodien, die jeder mitsummen konnte, und wir haben alle einen Gospel- und Blues-Background, der unsere Musik einfach erdig klingen ließ. Also Musik, die jeder verstehen kann. Als wir das Wort Jazz strichen, erreichten wir auf einem mal viel mehr Leute. Obwohl sich unsere Musik kaum geändert hatte. Mittlerweile gibt es wieder die Jazz Crusaders, weil Jazz wieder in ist, vor allem bei jungen Leuten.
JOH: Sie haben ja als Jazz Crusaders bzw. Crusaders in den 60er- und 70er-Jahren eine Menge Schallplatten veröffentlicht. Können sie sich noch erinnern, wie viel das genau waren?
WH: 50? Vielleicht auch mehr.
JOH: Wie sehe Sie diese Zeit? Es gab Fusion und in der Musik passierte unheimlich viel zwischen den Stilen. Wie ist das, wenn sie das mit der heutigen Zeit vergleichen?
WH: Ohne nostalgisch sein zu wollen, es war eine weitaus kreativere Periode. Heute? Das ist doch zum Teil grauenhaft. In den Vorstandsetagen der Plattenfirmen sitzen Menschen, die mehr vom Marketing als von Musik verstehen. Zu der damaligen Zeit musste man schon gewisse Skills haben, gewissse Qualitäten, ob als Instrumentalist oder Sänger, um die Leute zu erreichen. Und heute? Heute sind Leute wie die Backstreet Boys, und N‘Sync erfolgreich. Oder Britney Spears. Keine wirklich kreativen Leute also. Und was Britney Spears angeht, da ist doch die Frage, kann sie wirklich gut singen, oder sind da nicht andere Dinge wichtig (macht gestische Andeutungen über gewisse Körperpartien). Früher ging das nicht, da musste man lernen, lernen, lernen. Nur dann konntest du erfolgreich sein.
JOH: Was halten sie von den traditionellen Strömungen im Jazz, die jemand wie Wynton Marsalis propagiert. Also, dass nur der Jazz bis 1970 vor der Fusion-Ära wichtig ist.
WH: Wyntons Musik ist sehr sophisticated, sehr gut gespielt und arrangiert. Das respektiere ich. Wir haben ja auch Jazz gespielt, der stark synkopiert war und aus dem BeBop kam. Das ist okay und es ist auch gut, dass diese Tradition aufrecht erhalten wird. Aber für mich ist Musik wie ein Strauß Blumen. Es gibt viele Farben und Formen, rote Rose, weiße Rosen… Es gibt viele Geschmäcker und jeder Stil ist Teil eines Ganzen. Wynton Marsalis hat seine Sicht, andere haben eine andere Sicht. Für mich ist Musik eine universelle Sprache, Mainstream-Jazz ist da nur ein Auschnitt.
JOH: Und was halten sie von HipHop?
WH: Cool! Ich stehe darauf. Musik muss gut gemacht sein, alles andere ist grauenhaft. Es gibt Rapper, die wundervoll mit ihre Stimme umgehen. Sie singen zwar nicht, aber sie haben einen Flow, einen Fluss von Wörtern, die sie rhythmisch varieren…
JOH: Ähnlich wie ein Jazz-Solist…
WH: Absolut richtig. Rap gab es schon immer. Scat-Gesang und Rap haben etwa die gleichen Wurzeln. Was ich nicht mag ist, wenn gewisse Rapper in ihren Texten Frauen erniedrigen, egal, wie es groovt. Das finde ich schlimm. Aber sonst: Rap ist okay, und er kommt bei den Kids an.
JOH: Sie sind ja auch als Jazz-Funk-Produzent ausgesprochen erfolgreich gewesen, haben Alben von Bands wie Pleasure, Side Effect, Bobby Lyle, L.A. Boppers, Hiroshima und vielen mehr produziert. Haben sie in den Siebzigern überhaupt noch Zeit zum Schlafen gefunden?
WH: (lacht) Oh, doch! Das war eine spannende Zeit. Es gab so viele Projekte und Ideen, die entwickelt werden wollten.
JOH: Und heute? Da sind sie nicht mehr so aktiv, oder?
WH: Die Zeiten haben sich geändert. Was die Leute, vor allen in den USA, hören wollen, ist dieser Smooth Jazz. Ich nenne es einfach Snooze-Jazz; Jazz zum Einschlafen. Das ist wirklich langweilig. Alles klingt gleich, ohne Spannung und Dramatik. Das ist Musik, die Leute nach der Arbeit einschalten, beim Autofahren, es soll sie wieder runterbringen, entspannen. Das ist wie die Fahrstuhlmusik der 70er.
JOH: Dabei gelten die Crusaders doch als Smooth-Jazz-Vorläufer. Aber dafür waren sie dann doch etwas zu funky…
WH: Damn right!
JOH: Was mich persönlich immer fasziniert hat, ist, dass Sie – obwohl ihre Produktionen auch in der Disko-Epoche erfolgreich waren – nie diesen typischen Disco-Bums-Rhythmus verfallen sind.
WH: Oh Gott, wie habe ich diesen Bum-Bum-Bum-Four-On-The-Floor-Beat gehasst. Das war wirklich übel. Disko hat das Niveau der Leute so runtergefahren. Disko war so angesagt, dass alle Disko-Platten machten, machen mussten, sogar die Rockstars. Das hat sich erst geändert, als Michael Jackson „Thriller“ veröffentlichte und damit erfolgreich war.
JOH: Wo haben sie ihren Groove her, diesen Rhythmus, der charakteristisch ist für die Musik der Crusaders. War es der Einfluss von James Brown?
WH: Nun, ich bin in Texas aufgewachsen. Ein Staat, der viele gute R&B-Künstler wie Joe Tex hervorgebracht hat. Meine Mutter spielte Orgel im Gospelchor. Wir waren eine sehr musikalische Familie. Ich hatte allein 15 Onkel, die alle ein Instrument beherrschten. Überall war Musik, da bin ich mit aufgewachsen. Musik ist einfach in mir, es ist eine naturgegebene Gabe. Und überall war Rhythmus, der steckt in mir, die Wurzeln aus Gospel und Blues. Als Jugendlicher habe ich schließlich in Top-40-Bands gespielt, für Schulpartys etwa.
JOH: Und dann kam schnell der Erfolg der Jazz Crusaders. Sie waren damals als Youngster bereits sehr erfolgreich.
WH: Ja, wir nannten uns die young rabbits, so hieß auch eine unsere Platten für Pacific Jazz. Und wo wir spielten, spielten auch die anderen Größen des Jazz. Ich habe sie fast alle kennen gelernt und auch mit ihnen gespielt. Cannonball Adderley, Wes Montgomery, sogar Ben Webster, der als alter Hase selbst zu der Crusaders-Zeit immer wieder mit uns jammte. Miles Davis war Stammgast bei unseren Konzerten. Drei Jahre lang saß er immer in der ersten Reihe, aber er hat nie ein Wort mit uns geredet. So war er halt, der prince of darkness, aber er hat sich eine Menge bei uns abgehört. Eines Abends spielte ich Posaune, aber ich hatte auch immer das Euphonium mit dabei, das hatte ein viel größeres Mundstück als die Posaune. Auf einmal stand Miles vor mir und meinte: „Hey, spiel mal das Teil da“ und zeigte auf das Euphonium. Ich sagte: „Nee Mann, das spielst du jetzt.“ Er kam auf die Bühne, setzte es an und bekam kaum einen Ton heraus. Aber er war cool dabei. Dann haben wir auch mit John Coltrane gejammt.
JOH: Sie haben mit John Coltrane gespielt?
WH: Oh ja, das waren immer die Sonntags-Jam Sessions. All die Bands spielten in dem selben Lokal, dem Lighthouse am Hermosa Beach. Also spielte ich auch mit Coltrane. Wir jammten zu Monks „Straight No Chaser“ (summt das Thema). Das war eine tolle Erfahrung. Oft war auch Wes Montgomery da, – was für ein einzigartiger Gitarrist. Er meinte immer, er wäre nicht funky genug. Deswegen müsse er aufhören und seine Gitarre an den Nagel hängen. Das hat er tatsächlich auch getan und hat drei Jahre als Maurer gearbeitet. Unglaublich, nicht wahr? Er war schon ein komischer Typ. Er hatte zum Beispiel diese Flugangst. Immer, wenn er zu einem Gig musste, haben sie ihn ein Narkotikum gegeben, in den Flieger gesetzt, und schließlich wieder aufgeweckt, wenn der Flieger gelandet war. Es war eine Riesenfreude mit solchen Leuten Musik zu machen.
JOH: Sie haben ja allein im Lighthouse etliche Live-Platten aufgenommen. Wissen sie noch wie viele?
WH: Drei oder Vier. Es gab da diese Platte mit dem abstrakten Cover und den schwarzen Punkten…
JOH: „Live at The Lighthouse 66“. „Live 69“ war das Cover, wo ihr am Strand spazieren geht…
WH: Ja richtig! Wow, ich glaube, ich sollte dich mal interviewen.
JOH: Danke. Kennen sie noch folgende Platte (die Wayne-Henderson-Platte „Emphasized“ von 1978 mit Henderson auf dem Cover, verkleidet in einer schwülstigen Renaissance-Kostüm)?
WH: Oh ja, mit dem Hit „Ants in My Pants In Need To Dance“. (Hendersons Tourmanager kommt hinzu, beäugt die Platte und sagt: „Oh Mann, siehst du da schwul aus“…)
Konzert
Einen großartigen Konzert-Abend erlebten die Besucher am 14.11.2002 im Gig-Saal. Bevor die Jazz Crusaders zu ihrem mitreißenden Ausflug in die Gefilde des Jazz und des Funks starteten, präsentierte Wayne Henderson TeilnehmerInnen des Workshops im Vorgramm (siehe auch Workshop). Besonders beeindruckt zeigte sich der Maestro dabei von Posaunistin Ute Mark und Sängerin Hanna Jursch.
Eine fulminante Demonstration ihres Könnens boten schließlich die Jazz Crusaders. Entgegen der Vorankündigung war nicht Saxofonist Everette Harp zu erleben, sondern der hervorragende Jean Toussaint (u.a. Mitglied von Art Blakey’s Jazz Messengers). Auch an der Gitarre gab es kurzfristig eine Umbesetzung: Statt Brian Price verzückte Tony Remy mit wunderbaren Saitenspiel. Komplettiert von dem druckvoll agierendem Rhythmusgespann Tony Mason (drums) und David Hughes (Bass) sowie dem herrlich Fender Rhodes spielendem Keyboarder Christian Vaughan spielte sich die Formation durch ein abwechslungsreiches Programm, beim dem natürlich auch die Hits „Keep That Same Old Feeling“ und „Street Life“ nicht fehlen durften. Besondere Erwähnung verdient „Stargast“ Jean Carne. Die Ausnahmesängerin zeigte sich „gut bei Stimme“, nicht nur bei Darbietung ihres alten Philly-Hits „Don’t Let It Go To Your Head“.
Foto-Impressionen vom Konzertabend:
Fotos Workshop: Johannes Klose
Fotos Interview und Konzert: Jens-Christian Schulze