1972: Hannovers Szene ist geprägt von vielen Kneipen, in denen der Zapfhahn meist auf Dauerbetrieb eingestellt ist; und es gibt etliche Liveläden, in denen eine lebendige Folk-, Blues- und Jazzgemeinde zuhause ist. In einer der besagten Kneipen, die Gudelnudel, zapft einer junger Mann namens Manfred Müller, genannt Teppich, dem die allabendliche Leonhard Cohen-Beschallung in der Kneipe irgendwann auf die Nerven geht. Er bringt seine Skiffle-Platten mit – und fragt eines Abends Stammgast Hans Hanisch, genannt „Hamlet“, ob er sich vorstellen könne, so etwas auch mal zu versuchen: Die Geburtsstunde der Bourbon Skiffle Company!
Weitere Mitmusiker sind schnell gefunden: u.a. Thomas Voigt (der schon bald von Uwe Schnepel abgelöst wird) und wenig später auch Dirk Fehlauer. Von Beginn an steht die Combo nicht nur für gute Musik, sondern auch für ausgelassenes, höchst unterhaltsames Entertainment. „Wir wurden öfter mit Insterburg & Co verglichen“, erinnert sich Dirk. „Dabei waren all die Dönekens, die wir bis heute so auf der Bühne machen, damals mehr oder weniger aus der Not heraus geboren. Unser Repertoire umfasste anfangs gerade mal zwei handvoll Songs. Damit einen ganzen Abend zu füllen, wäre ohne ‘Drumherum’ sehr schwer geworden. Mittlerweile haben wir das sehr kultiviert. Dabei passiert 85% dessen, was wir machen, spontan.“
Markenzeichen der Bourbon Skiffle Company – der Bandname deutet es an – ist lange Zeit auch eine ziemliche Trinkfreudigkeit, die die Formel „400 Mark Gage, 500 Mark Zeche“ auf den Punkt bringt. „Früher haben wir auf dem Weg zu einer Mucke schon mindestens eine Gallone Bourbon geleert. Diese Zeiten sind aber definitiv vorbei“, betont Dirk, „das würden wir auch gar nicht mehr durchhalten.“ Auch lässt im Laufe der Jahre die Schlagzahl der Konzerte nach. In den besten Zeiten sind es bis zu 100 Auftritte im Jahr, nunmehr noch 15 bis 20. Ein Spielort allerdings steht jedes Jahr auf dem Programm: der Cotton Club in Hamburg. „Seit 34 Jahren spielen wir dort, und jedesmal vor ausverkauftem Haus“, schwärmt Dirk. „Die Leute sind mit uns groß geworden, das ist wie ein Familientreffen.“
Ein besonderes Konzert wird es sicherlich auch am 16.11. im Capitol geben, wenn die Bourbon Skiffle Company zum Jubiläumskonzert einlädt. „Wir sehen zu, dass möglichst viele alte Bandmitglieder mitspielen werden. Ein gutes Dutzend sind es in all den Jahren gewesen. Auch sind einige Gäste vorgesehen. All die kleinen Überraschungen, die geplant sind, verrate ich natürlich noch nicht. Nur soviel: Da ist einiges in Vorbereitung“, so Dirk.
Die aktuelle Besetzung der Bourbin Skiffle Company ist: Julian Bergerhoff (Piano), Martin Troike (Waschbrett/ Schlagzeug), Manfred „Teppich“ Müller (Bass), Dirk Fehlauer (Gitarre/ Gesang), Wolfgang Düe (Banjo/ Mandoline/ Gesang). Langjähriges Mitglied (1985 bis 2004) war auch Uwe Görth (Gitarre/ Gesang).
Interview, Foto: Jens-Christian Schulze