Februar 2005

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Cécile Verny: European Songbook
(Minor Music/inakustik)

Im Fach „weiblicher Jazzgesang“ steht Cécile Verny meist hinten. Das liegt nicht nur an der alphabetischen Reihenfolge, sondern auch an ihrer Sonderstellung unter den jungen Jazz-Ladys. Mit dem Vocal-Jazz-Einheitsbrei für Brigitte-Leserinnen hat ihre Musik wenig gemein. Verny riskiert gerne den ein oder anderen Seitensprung zu Pop, Soul oder Chanson, aber verbiegt sich dabei nicht. Ihr neustes Projekt: eine Art europäisches Songbook, dass aber doch recht amerikanisch klingt. Des Rätsels Lösung: viele (nicht alle) Songs sind von Europäern geschrieben, aber in Amerika populär geworden – man denke nur an Joe Zawinuls „Mercy, Mercy, Mercy“. Leicht ironisch, mit dem diskreten Charme der swingenden Muse arrangiert, croont sich die ausdrucksstarke und facettenreiche Jazz-Dame durch ein Kompendium wunderschöner Melodien.

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David Sanborn: Closer
(Verve/Universal)

Was wird der alten Schmusebacke des Weichspüler-Jazz nicht alles vorgeworfen: sanft, ohne Biss, kommerziell bis an den Rand des Ausverkaufs sei er. Dabei hat der neben Michael Brecker wohl umtriebigste Jazz-Saxofonist (neben zugegebenermaßen belanglosem funky Kaufhaus-Muzak) sein Talent als bissig und rassig improvisierender Sax-Stilist mit eigener, sofort zu identifizierender Stimme etwa von Ornette Coleman-Stücken bewiesen. Mit seiner neuen CD „Closer“ dürfte er in Jazz-Kreisen Kredibilität zurückgewinnen. Mit einem Allstaraufgebot (Larry Goldings, Christian McBride, Steve Gadd, Mike Manieri, Russell Malone u.a.) beweist Sanborn als Interpret klassischer Jazz-Standards wie „Senor Blues“, Poinciana oder ”Tin Tin Deo“ großes Geschick bei der Modulation der Themen. Mit Tiefgang interpretierte Pop-Hits von u.a. Joni Mitchell und James Taylor sind auch im Programm. Aber auch eigene Kompositionen, wo Sanborn den Soul Man mit Bravour gibt. „Closer“ ist mehr als ein Achtungserfolg.

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Wolfgang Haffner: Zooming
(Skip/Edel Contraire)

Deutschlands funkigster Drummer ist nach zwei guten, aber doch eher leichtgewichtigen Jazz-Funk-Alben wagemutiger geworden. Mit „Zooming“ frönt der Ex-Drummer der No Angels einem betont europäischen, verstärkt elektronischen Sound. Nicht dass er jetzt experimentellen Electro-Jazzern wie dem Tied & Tickeled Trio Konkurrenz macht, aber mit einer Mischung aus digitalen Soundscapes, Rock-Ästethik, Soundtrack-Klangfarben und Jazz-Improvisation ist er mit seinem Quintett (u.a. der großartige Saxofonist Johannes Enders) nahe am Sound des Hier und Jetzt sehr nahe. Highlight: der magische Gesang von Stargast Rebekka Bakken.

Rezensionen von Tiga Schwope