Eine Geschichte, wie die vom Buena Vista Social Club. Die drei Musiker von Trio Mocoto, der Band des Samba-Pop-Königs Jorge Ben und Vorreiter des Brasil-Jazz-Funk, hatten sich vor über 20 Jahren zur Ruhe gesetzt. Dann kam vor zwei Jahren ihre CD „Sambarock“ heraus. Trio Mocotó feierten ein triumphales Comeback und begeisterten letztes jahr in Hannover live beim Masala-Festival. Tiga Schwope sprach mit Trio Mocotó über ihr neues Album „Beleza“ und vieles mehr.
Jazz over Hannover (JOH): Wie würdet ihr euren Stil beschreiben und welches waren die wichtigsten Einflüsse, als ihr eure Band gegründet habt?
Trio Mocotó (TM): Wir nennen es „brazilian black music“ – ein Mix aus einer Vielzahl von brasilianischer Rhythmen und Soul-Musik.
JOH: Auf „Beleza“, eurem neuen Album, experimentiert ihr auch mit modernen Elektronik-Stilen wie Drum’n‘Bass. War es eure eigene Idee oder die der Plattenfirma?
TM: Das war unsere Idee. Wir wollten eine neue elektronische Version des berühmten „Eu tambem quero mocotó“ machen. Diesen Song hatte Jorge Ben für das Trio geschrieben, aber er wurde nie aufgenommen. Seit unserem Comeback probieren wir neue musikalische Sprachen aus und arbeiten mit DJs und Elektronik-Produzenten zusammen. Wir lieben das Risiko, neue Wege zu finden unsere Songs zu spielen.
JOH: Wo seht ihr den Unterschied zu eurem Comeback-Album „Sambarock“?
TM: „Sambarock“ war die Rückkehr zu einer neuen Geschichte. „Beleza, Beleza, Beleza“ führt den Trio-Sound weiter. Es ist freier, mit mehr Groove und einem Beat, der langsamer ist und deshalb tanzbarer.
JOH: Wo seht ihr den Bezug zu euren Alben in den Siebzigern?
TM: Es sind immer noch die selben Ideen wie in den Siebzigern: viel, viel Groove, Humor und die Live-Energie.
JOH: Was wisst ihr von der sogenannten Brasilectro-Welle, die vor allem aus Europa angeschoben wird.
TM: Brasilien war schon immer ein Schmelztiegel, wo es immer wieder neue Wege gab, Musik zu kreieren. Wir erhalten jeden Tag Einflüsse aus aller Welt. Uns interessiert es nicht, wie andere Leute Musik benennen. Die Idee ist, unsere eigene brasilianische Version von Weltmusik zu spielen.
JOH: Viele eurer jetzigen Fans in Europa waren noch nicht mal geboren als ihr eure goldene Zeit hattet. Was ist das für ein Gefühl?
TM: Es ist unglaublich. Wir hätten nie gedacht, dass wir so populär bei der jüngeren Generation sind. Das beweisst, wir machen immer noch moderne Musik für Menschen von 8 bis 80.
JOH: Könnt ihr uns ein wenig über die aktuelle brasilianischer Musikszene erzählen? What is hot? What is not?
TM: Mit dem neuen Millenium ist eine neue Zeitrechnung für alle Musiker in der Welt angebrochen. Es gibt so viele neue Musiker, neue Technologien, das Internet. Es wird immer schwieriger herauszufinden: What is hot and who is hot. Was in Brasilien auffällt, ist, dass die kreativen Zentren sich ausweiten. Sao Paulo, Rio, Belo Horizonte, Bahia, Recife und in vielen weiteren Orten wird neue Musik produziert.Wir selbst arbeiten mit vielen dieser neuen Musiker/ Produzentengeneration: Bossa Cuca Nova, Anvil Fx, Max de Castro, Zuco 103, Dolores, DJ Marky, Xerxes
JOH: Brasilianische Musik hat diese eigentümliche Spannung zwischen Melancholie und Lebensfreude. Warum eigentlich?
TM: Das ist der brasilianische Weg, das Leben zu sehen. Wir besingen genauso unser Glücklichsein wie unsere Schwermut
JOH: Als ihr die Band neuformiert habt, wusstet ihr, dass gerade in Europa brasilianische Musikstile von Bossa bis Tropicalismo neu entdeckt wurden?
TM: Ja, und wir meinen, es ist gut. Diese Stile waren 20 Jahre vergessen, dabei gibt es soviel wunderschöne Songs und Ideen.
JOH: Wie kommt ihr damit zu Recht konstant zu touren und nebenbei auch noch zu Platten zu produzieren.?
TM: Dank der neuen Technologie ist es uns möglich zu reisen und gleichzeitig neue Songs zu kreieren Wir bauen auf unsere Erfahrungen als Live-Band und testen neue Ideen aus. Alle Trio-Mitglieder haben auch eigene Home-Studios, was es einfach macht unsere Ideen schnell umzusetzen.
JOH: Letztes Jahr habt ihr gemeinsam mit Jorge Ben, eurem Ex-Bandleader, auf dem Masala-Festival in Hannover gespielt. Er war vor euch dran und hat eine Stunde überzogen. Kein leicher Job für euch danach zu spielen. Aber ihr seid begeistert aufgenommen worden. Erinnert ihr euch?
TM: Nach Jorge Benjor zu spielen ist in der Tat kein leichter Job. Aber man sollte nicht vergessen: Wir haben zusammen damals diesen Stil erfunden: happy and dancing music from the 70ies. Es war ein wundervoller brasilianischer Sambarock-Abend. Die Zuschauer sangen „Kriola“ noch zehn Minuten nach unserer Show. Wir werden das hannoversche Publikum nie vergessen.
JOH: Welches waren die beiden letzten Alben, die ihr gehört habt?
TM: Das neue Bebel Gilberto- und DJ Marky-Album.
JOH: Möchtet ihr noch etwas sagen?
TM: Danke, vielen Dank dem deutschen Publikum, das Trio Mocotó so liebenswert aufgenommen hat. Wir lieben es in Deutschland zu spielen.
CD: Trio Mocotó: Beleza, Beleza, Beleza (Zirigiboom/ZYX)