Sabine Meyer und Paquito D’Rivera im Gespräch mit David Milzow
Zwei Weltstars der Klarinette, Sabine Meyer als herausragende Interpretin des klassischen Fachs und Paquito D’Rivera als Vertreter des LatinJazz stellen Ihre CD vor. Wie können zwei verschiedene musikalische Welten miteinander eine Verbindung eingehen? Fast könnte man denken, es ist falsch, solch eine Frage zu stellen, denn es gibt mehr Verbindungen, als man zuerst denken könnte.
Sabine Meyer entstammt einer Musikerfamilie, die nicht nur für die Klassik Ihre Ohren ganz weit geöffnet hatte. Ihr Vater war in der Nachkriegszeit Leiter verschiedener Jazzgruppen und sogar Bigbands, so dass die Platten von z. B. Benny Goodman zu Hause selbstverständlich auf dem Tisch lagen.
Paquito D’Rivera, dessen Vater ebenfalls Saxophonist aus dem klassischen Fach war, startete ebenfalls in der Klassik, der er auf verschiedene Weise bis heute treu geblieben ist. Der große Respekt, den beide für einander empfinden, wird mehr als deutlich. „Ich habe fast alle CDs von Sabine bei mir zu Hause“, so Paquito D’Rivera. Sabine Meyer schwärmt von der Musikalität D’Riveras, die er mit seiner im positiven und besten Sinne „musikantischen“ Vitalität verbindet.
Wie kam es überhaupt zu dieser CD? Paquito D’Rivera betont, dass es schon immer sein Wunsch war, mit Sabine Meyer eine Aufnahme zu machen. Irgendwann, so vor einem Jahr ist es dann nach einem Festivalauftritt auf Gran Canaria zu einem Treffen der beiden gekommen, und das Ganze nahm konkret seinen Anfang. Bei allen Gemeinsamkeiten in der Liebe zur Musik, ist da aber vielleicht noch etwas Anderes, um in der Musik so auf den Punkt zu kommen und zueinander zu finden. „Natürlich, es ist eine grundsätzliche Haltung, die ein Musiker einnimmt. Eine Neugier, ein Interesse sich mit anderer Materie auseinanderzusetzen, um neue Musik zu kreieren“, so Sabine Meyer. Dementsprechend perfekt und virtuos kann der Hörer z. B. das Stück „Dizziness“ – in Anlehnung an typische Melodiephrasen der Trompetenlegende Dizzy Gillespie und von Paquito D’Rivera komponiert – auf der CD genießen.
Eine Komposition D’Riveras „Borat in Syracuse“ – humorvoll Bezug nehmend auf die Fernsehfigur Borat – offenbart eine besondere und selten gehörte Seite der Klarinette: Modale Harmonien und eine offenere Begleitung der Rhythmusgruppe als im „straighten“ Bebop oder Latin-Jazz normalerweise üblich. Wieso ist die Klarinette in diesem Stil seltener, bzw. im modernen Jazz generell nicht so oft zu hören? „We are a minority“, stellt Paquito D’Rivera nüchtern fest. Überhaupt sei es auch ein Lautstärkeproblem, dass die Klarinette weniger als ein postcoltranerer Sopransaxophonist in einem Ensemble durchdringen kann. Das Problem haben Sabine Meyer und Paquito D’Rivera in Ihrer Musik nicht, im Gegenteil, zu hören auf der jüngst erschienen CD „JaZZ – ClaZZ Paquito D’Rivera-Quintett“ (Timba Records).