Viele Wege führen zum Jazz – enercity expo Café Programm-Macher Carlo Kallen

Mittendrin. Das enercity expo Café liegt im Herzen der Stadt vis a vis der Oper und keine fünf Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt. Dennoch wissen viele noch immer nicht, dass hier neben Café-Betrieb und Stadtwerke-Beratung viele Veranstaltungen von Vorträgen über Lesungen bis hin zu Konzerten zu erleben sind, für die die Büroräume der 2. Etage leer geräumt werden – und das bis zu 25 Mal im Monat!

Dabei steht auch regelmäßig Jazz-Affines auf dem Programm, für dessen Gestaltung Carlo Kallen verantwortlich ist. Der gebürtige Allgäuer ist seit 1998 bei den Stadtwerken im Bereich Unternehmenskommunikation tätig und kümmert sich seit Betreiben des Expo Cafés durch die Stadtwerke 2001 um dessen Veranstaltungsangebot.

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Carlo, welche Vorgaben hast Du bei der Programmgestaltung?

Es geht darum, unsere Marke enercity und den Slogan „positive Energie“ im übertragenen Sinne erlebbar zu machen. Positive Energie heißt nicht nur Energiedienstleistung, sondern auch Erlebnis, Erfrischung und auch Entspannung. Mehrmals erfolgreich bekamen Künstler bei uns die Möglichkeit, neue Ideen zu entwickeln. So sind zum Beispiel die „Zeitgeister“ und der „Blub Blub Club“ zu festen Größen geworden. Letzter ist regelmäßig ausverkauft.

Fester Programmbestandteil sind Jazz-Konzerte. Ist das ein persönliches Faible von Dir?

Ich bin zwar selbst Musiker, komme aber aus der Indierock-Ecke. Mit dem Engagement der Stadtwerke für das Festival Swinging Hannover haben wir das Live-Programm im enercity expo Café mehr in Richtung Jazz ausgelegt. Wir wollen damit neben dem reinen Sponsoring auch substantiell Beiträge zum Thema Jazz liefern. 2005 haben wir mit Jazz-Konzerten angefangen, im Laufe der Zeit wurden diese Konzerte immer mehr. Mittlerweile habe ich auch persönlich immer mehr Gefallen an Jazz gefunden, würde mich aber keinesfalls als ausgewiesenen Jazz-Experten bezeichnen.

Nach welchen Kriterien suchst Du Bands aus?

Mich interessiert bei der Auswahl der Bands nicht die „reine Jazzlehre“, sondern ich interessiere mich vor allem für grenzenüberschreitende Künstler. Ich schaue auch nicht, welche Band nun gerade in der Jazz-Szene groß angesagt ist, sondern entscheide mehr aus dem Bauch heraus, buche Bands, die zur Marke enercity passen, die also energetisch sind, die spannende und innovative Musik machen. Dabei kann es auch ruhig laut zugehen wie beim ersten Gutbucket-Konzert. Ich sehe unser Programm als ergänzenden Baustein zum Jazzangebot Hannovers insgesamt; wir versuchen mit unserem Weg, mit einer „energetischen“ Klangfarbe neues Publikum für den Jazz zu gewinnen.

Im Mai steht die Reihe „enercity jazzzeit“ im Mittelpunkt…

Mit der Reihe wollen wir auf das Festival enercity swinging Hannover einstimmen. Wir versuchen, uns auf verschiedenen Wegen dem Thema Jazz zu nähern. Natürlich auch mit Konzerten, wobei es hier auch außergewöhnlich zugehen darf und soll wie mit der Band Furiopolis, die Volks- und Kinderlieder neu interpretiert, oder der Formation Fuga del Diavolo, die am 13.5. auf der enercity Bühne auf dem Opernplatz anlässlich des Wilhelm-Busch-Jahres zu erleben ist.

Daneben werden sich Reihen wie der Blub Blub Club oder die Zeitgeister, die ohnehin im enercity expo Café zuhause sind, speziell dem Thema Jazz widmen. Auch unser Beitrag zur 6. Langen Nacht der Theater steht ganz im Zeichen des Jazz. Ebenso wie sich Hannovers angesagte Lesebühne OraL ausgiebig mit Jazz befasst und einen besonderen Literaturabend inszenieren wird. Mit den ingesamt zehn Veranstaltungen bietet die „enercity jazzzeit“ für viele Geschmäcker Gelegenheit, etwas über Jazz zu erfahren.

Wie schwer ist es für Dich generell das Live-Programm zu gestalten?

Ich habe mittlerweile keine Probleme, das Musikprogramm zusammenzustellen, es gibt reichlich Anfragen von Bands und Agenturen, vor allem überregional. Im Gegenteil, ich muss eher aufpassen, nicht zuviel anzubieten. Gerade für weniger bekannte Künstler ein Publikum zu finden, ist sehr schwer. Das Kulturangebot Hannovers ist enorm, viele Leute sind offensichtlich satt, mögen sich nicht auf Unbekanntes einlassen. Ein bisschen mehr Neugier würde ich mir da schon wünschen, es gibt bei uns spannende Sachen zu entdecken. Und das zu moderaten Eintrittspreisen. 10 Euro bzw. 8 Euro ermäßigt sind, denke ich, ein gutes Angebot. Studenten der Musikhochschule haben gar freien Eintritt.

Wie ist die Resonanz der Künstler?

Die ist eigentlich durchweg positiv. Wir arbeiten sehr professionell, die Künstler werden in allen Belangen bestens betreut. Allerdings ist manch Musiker, der frühzeitig hier aufläuft, irritiert, dass da, wo er abends spielen soll, um 18 Uhr noch Schreibtische und PCs stehen. Das ist weltweit wohl einmalig…

Interview, Foto: Jens-Christian Schulze