Im Juli dieses Jahres verstarb der hannoversche „Jazz-Fotograf“ Wilhelm-Heinrich Schrader im Alter von 76 Jahren. Seine Fotos bereicherten auch so manche (Print-) Ausgabe der JazzScene.
Bernd Strauch, 1. Vorsitzender des Jazz Clubs:
Willi fehtl uns nicht nur als Mensch, Persönlichkeit und Jazzkenner. Willi fehlt im Club als Gesprächspartner. Als kompetenter „auskunftgeber“. Als jemand, der immer etwas über das Leben der Musikerinnen und Musiker wusste. Der ihre Stationen und ihren musikalischen Weg verfolgte. Willi Schrader sitzt nicht mehr an seinem gewohnten Platz vor der Bühne. Dort, wo erdie Musik – unsere Jazzmusik – im Bild festhielt. Der Jazzclub dankt Willi. Er hat mit seinen Fotos ein Stück Geschichte unseres Clubs unsterblich gemacht.
Ron Ringwood, Musiker:
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Willi über seine Leidenschaft für die Jazzphotographie. Er beschrieb, welchen Anspruch er mit der Rolle des Photographen während einer Liveperformance verband. Besonders wichtig war ihm, die Atmosphäre des Augenblickes und die Präsenz des von ihm photographierten Künstlers einzufangen. Dies bedeutete für Willi auch den freundschaftlichen und vertrauten, aber niemals distanzlosen oder aufdringlichen Umgang mit den Musikern.
Dass ihm dies gelungen ist, zeigt die Wertschätzung, die ihm von vielen Musikern entgegengebracht wurde: Bobby Durham sagte einmal, dass er die eigene künstlerische Expression in den Bildern von Willi wiederfinde wie sonst kein weiteres mal.
Im Laufe der Jahre hat Willi Schrader 240 Alben an wohlsortierten und mit persönlichen Kommentaren versehenen Bildern zusammengetragen. Und ich bin mir sicher, dass er bestimmt ebensoviele als Geschenk an Künstler aus aller Welt weitergereicht hat. Willi war ein passionierter Konzertbesucher, und so ertappte ich mich auf den eigenen Tourneen oft genug selbst dabei, wie ich mich unwillkürlich nach Willi umsah. Egal in welcher Konzerthalle oder Club in Europa man sich gerade aufhielt – gut möglich, dass man Willi und seiner liebenswerten Frau Gertrud in die Arme lief…Und wo immer man sich in Musikerkreisen austauschte, man hörte niemals ein negatives Wort über Ihn. Im Gegenteil, seine Leidenschaft für den Jazz und sein Bestreben, einmalige Momente durch seine Photos festzuhalten, wurde allenthalben gelobt und manchmal auch bewundert.
Über die Jahre hat er so manchen Musiker mehrfach photographiert. Das verleitete Jimmy Woode einmal zu der humorvollen Aussage, dass mancher Musikveteran ruhig einmal Willi bitten solle, anhand alter Photos zu demonstrieren, wie er eigentlich früher ausgesehen hätte.
Ich erinnere mich auch noch gut an unser letztes Beisammensein. Es war im Juni 2007, gemeinsam mit Jasper van’t Hof und Rhoda Scott, kurz nach dem Konzert zu Ehren des vor drei Jahren verstorbenen Mike Gehrke. Obwohl man merkte, dass er sich nicht gut fühlte, spürten wir seine Warmherzigkeit, und durch seinen trockenen Humor brachte er uns wie so oft zum Lachen. Ein letzter Augenblick, flüchtig und dennoch im Herzen unvergessen.
Willi, obwohl ich Dich nicht sehen kann, in der Erinnerung an unsere gemeinsamen Momente bist Du lebendig. Danke!