Ganz vorn: Stephan Schultze Trio feat. Hanna Jursch und Peter Ehwald
Beeindruckt von der Qualität der 13 aufregenden Wettbewerbsbeiträge zeigte sich die Jury von „Winning Jazz“, der vom 8. bis 12. Dezember zum zehnten Mal von der Sparkasse Hannover und dem Jazz-Club Hannover im Jazz-Keller am Lindener Berge ausgerichtet wurde. Prompt wurde noch ‘was drauf gelegt und das Gesamtpreisgeld erhöht: Fünf Band- und neun Solopreisträger aus Hannover und der Region werden mit nunmehr insgesamt 6.900 Euro belohnt. Am Sonntag, 15. Februar, werden sich die jugendlichen Preisträger-Bands anlässlich der öffentlichen Preisverleihung im Jazz-Club noch einmal präsentieren.
Das „Stephan Schultze Trio“ mit dem namensgebenden Pianisten, dem Kontrabassisten Peter Schwebs und dem Schlagzeuger Timo Warnecke, verstärkt um die Sängerin Hanna Jursch und den Saxophonisten Peter Ehwald, zeigte sich bestens warm gespielt und bot ein organisch-zupackendes Miteinander sowie avantgardistische eigene Kreationen – die Titel lauteten unter anderem „Zentrifuge“, „Virus“ und „Licht“. Die Fünf machten in der Bandwertung das Rennen und sahnten den 1. Preis in Höhe von 1.500 Euro ab.
Das „Toni Cruciani-Campioni Quartett“ bot selbst komponierte Fusion-Musik im Stile der 70er Jahre mit Titeln wie „Friends“ und „About A Girl“, wurde Zweiter und erhält 1.200 Euro. Der Gitarrist als Bandleader hatte Sebastian Steffan am Fender Rhodes-E Piano, Michael Schugardt am Kontrabass und Moritz Dortmund am Schlagzeug neben sich.
Drei junge Damen und ein junger Herr der Gruppe „Girl Talk“ freuen sich über Platz 3 und 1.000 Euro: Annette Ziegenmeyer (Blockflöten), Claudia Zastrow (Klavier, Keyboard), Larissa Scharnofske (Schlagzeug) und Nikolai Scharnofske (E-Bass) zeigten mit Kollektivkompositionen und instrumenteller Vielfalt ein weites stilistisches Spektrum.
Vierter wurde das „Elmar Braß Trio“ (Elmar Braß/Klavier, Peter Schwebs/Kontrabass und Oliver Struck/Schlagzeug) feat. Klaus Heidenreich (Posaune), das nach virtuosem und bluesigem Vortrag 800 Euro einstreichen darf.
Eine gepflegte Form der musikalischen Denkmalspflege präsentierte „Pure Desmond“, angelehnt an Dave Brubecks Altsaxophonisten und Komponisten von „Take Five“, Paul Desmond. Mit coolem und lyrischem Mainstream Jazz swingten sich Lorenz Hargassner (Altsaxophon), Johann Weiß (Gitarre), Christian Flohr und Sebastian Deufel (Schlagzeug) auf Rang Fünf des Wettbewerbes, der mit 600 Euro belohnt wird.
Die antretenden Bands und Solisten durften im Durchschnitt maximal 26 Jahre alt sein. Waren unter den erstplatzierten Gruppen vorwiegend Musikstudenten, nicht nur aus Hannover, so konnten sich die musikalischen Produkte der „Amateure“ dennoch sehr gut hören lassen.
Erstaunlich reife Darbietungen boten die sehr jungen Big Bands „Clean, Fine & Funky Juniors“ der Musikschule Hannover unter Leitung von Achim Kück und „Onkel Werners Blechhaufen“ aus der Musikschule Neustadt am Rübenberge unter Leitung von Werner Birkholz.
Eine jeweils sehr eigenständige Sprache bewiesen die „Delivering Sounds“ um Sängerin/Sprecherin Marja Fritze mit deutschen Texten, Dancefloor- und Jungle-Elementen sowie die Combo I der Musikschule Hannover (Betreuung Wolf Struck) mit Stücken von Attila Zoller, Miles Davis und den Beatles.
Einen Workshop-Preis in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater Hannover errang das Quartett „jojo-goes-jazz“ mit Timo Vollbrecht (Saxophon), Roman Rofalski (Klavier und Fender Rhodes), Gero Parmentier (E-Bass) und Christian Meißner (Schlagzeug).
Darüber hinaus wählte die Jury neun MusikerInnen für Solopreise in Höhe von jeweils 200 Euro aus: Moritz Dortmund (Schlagzeug), Lorenz Hargassner (Altsaxophon), Klaus Heidenreich (Posaune), Fidelis Hentze (Trompete), Hanna Jursch (Gesang), Paolo Lamazza (akustische Gitarre), Sebastian Steffan (Keyboard), Ruben Steijn (Schlagzeug) und Lucio Saenger (Percussion, Gesang, Gitarre und Klavier). Letzterer legte mit seinen nur 13 Jahren eine mitreißende Solo-Performance mit Musik aus allen Kontinenten an den Tag und bewies später auch noch in Sessions seine Bandtauglichkeit.
Die „Winning Jazz“-Jury unter Vorsitz von Jazz Club-Chef Mike Gehrke bestand aus den Musikern und Musikpädagogen Stephan Abel, Alexander Hartmann, Johannes Klose und Ulli Orth sowie den Musikjournalisten Markus Schmidt und Bernd „Tiga“ Schwope. Für einen Abend gesellte sich Hannovers Erster Bürgermeister Bernd Strauch dazu.
Die Jury zeigte sich genauso wie das zahlreich vorhandene Publikum an allen drei Wettbewerbsabenden angetan von den dargebotenen Leistungen aller Jazztalente und vom großen kompositorischen Schaffen. Die Zukunft des Jazz in und um Hannover ist gesichert!