Gitarre und Gesang – in dieser Kombination ist João Bosco einzigartig. Dazu ist er auch ein ebenso begnadeter wie erfolgreicher Komponist, der perfekt Samba und Jazz verknüpft. Gemeinsam mit der NDR Bigband ist der Brasilianer zu Gast im Landesfunkhaus in Hannover. „Chora a nossa pátria mãe gentil … Weine, Vaterland, du freundliches. Die Hoffnung tanzt auf dem Drahtseil des kleinen Schattens. Und mit jedem Schritt auf dieser Linie kann man sich verletzen.“ 1979 komponierten João Bosco und Aldir Blanc diese poetisch verschlüsselte Ballade vom Betrunkenen und der Seiltänzerin („O Bêbado e a Equilibrista“): eine Hymne für Menschenrechte, geschrieben während der brasilianischen Militärdiktatur. Mehr als 300 weitere Songs stammen aus Boscos Feder. Die meisten von ihnen haben ihren festen Platz in der brasilianischen Alltagskultur. Diese Erfahrung machte auch die NDR Bigband, als sie 2007 mit Bosco auf eine ausgedehnte Brasilien-Tour ging. Überall sang das Publikum lautstark mit und feierte einen der großen Schöpfer der „Música Popular Brasileira“.
João Bosco wurde am 13. Juli 1946 in Minas Gerais geboren, im Herzen Brasiliens. Der Poet Vinícius de Moraes entdeckte sein Talent Ende der 1960er-Jahre und lud ihn nach Rio de Janeiro ein. Dort übernahm Antônio Carlos Jobim, einer der Schöpfer der Bossa Nova, die musikalische Patenschaft für Bosco, der als Komponist, meisterhafter Sänger und Gitarrist, dem kein Stil und kein Rhythmus fremd sind, auf sich aufmerksam machte. Die Hälfte der gut 200 Millionen Brasilianer sind afrikanischer Abstammung. Boscos Vorfahren kamen aus dem Libanon. Westafrikanische Religionen sind noch immer lebendig, die Rituale des Candomblé faszinieren Bosco als Künstler. „Hier in Brasilien mussten die Kulturen lernen, sich zu arrangieren“, sagt er. „Deshalb sind wir auch heute in der Lage, Ideen von außen aufzusaugen, ohne unsere eigene Identität aufzugeben: egal ob es sich um Rock, Jazz oder afrikanische Musik handelt.“
Aus diesen Einflüssen hat João Bosco eine einzigartige Mixtur geschaffen, die er bereits seit zehn Jahren gemeinsam mit der NDR Bigband spielt. „Mit der NDR Bigband habe ich magische Momente“, sagt Bosco. „Mit diesen Solisten kann man meine Musik jeden Abend buchstäblich neu erfinden. Das ist ein Wagnis! Aber darum geht es doch in der Kunst und im Leben: jeden Tag Neues zu wagen.“