Tim Berne ist Altsaxophonist und Protagonist der improvisierten Musik. Sein energetisches Spiel ist vor allem beeinflusst vom Soul und Blues der 1960er Jahre, insbesondere von Musikern wie Sam & Dave, Johnnie Taylor, Martha & the Vandellas und Gladys Knight. Seine eigene Musik bewegt sich jedoch vor allem im Bereich des Avantgarde Jazz. Berne kaufte sein erstes Altsaxophon, als er das Lewis and Clark College in Oregon besuchte. Er war zunächst Fan von Rhythm and Blues und Soulmusik und hörte kaum Jazz. „Aber dann hörte ich Julius Hemphill. Er hatte diese Stax- und Rhythm&Blues- Sensibilität, und er hatte diese irgendwie andere Wildheit. Es war unglaublich. Da erst fing ich an zu spielen.“
2012 präsentierte er mit seinem Quartett Snakeoil (Tim Berne, Oscar Noriega, Matt Mitchell und Ches Smith, später kam noch Ryan Ferreira hinzu) ein erstes, gleichnamiges Album auf ECM: Auf diesem Album spielte die Band „eine auch klangtechnisch vielschichtige Quartettmusik, die auf den Errungenschaften von postmodernem Jazz und 2. Wiener Schule aufbaut,“ so Karl Lippegaus in der Süddeutschen Zeitung. „Die vier Musiker – statt eines Bassisten folgt der Klarinettist Oscar Noriega dem Leader wie ein Schatten – spielen sehr oft gleichzeitig. Ein großer dunkler schimmernder Klangstrom – vier der sechs Stücke überschreiten die zwölf Minuten – mäandert so in langen Windungen. Manchmal fragt man sich, in welchen Film man da wohl geraten ist, aber nach einer Viertelstunde hat sich wieder etwas merklich gedreht im eigenen Hirn – und man ist nicht mehr derselbe. Ein echtes Erlebnis.“ Das Album war unter den Top Ten des Jahres 2012 im Kritikerpoll des Down Beat.[2] 2013 folgte mit Shadow Man ein weiteres Album von Snake Oil, 2015 erschien You’ve Been Watching You, gefolgt von Ornery People (2019, mit Michael Formanek) und The Fantastic Mrs. 10 (Intakt Records). Zu hören ist er auch auf Formaneks 2014 entstandenen
Livealbum Pre-Apocalyptic (2020). Mit Chris Speed, Dave King und Reid Anderson bildete Berne das Quartett Broken Shadows.